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Crowdlending – Finanzierung von Projekten durch Privatpersonen

Die Finanzierung durch Privatpersonen, die zum Beispiel Unternehmen Kapital überlassen, wird in der Praxis immer häufiger genutzt. Neben dem besonders bekannten Crowdfunding gibt es mit dem Crowdlending eine etwas andere Variante, die allerdings sehr ähnlich funktioniert. Da den meisten Menschen eher das Crowdfunding bekannt ist, möchten uns in diesem Beitrag gezielt einmal mit dem Crowdlending beschäftigen.

Sie erfahren, was Crowdlending eigentlich ist und wie sich der Ablauf gestaltet. Ferner gehen wir darauf ein, warum Crowdlending für Kreditsuchende interessant ist und was Unternehmen als Kapitalnehmer beachten sollten. Im zweiten Teil unseres Beitrages erläutern wir, warum Crowdlending für Anleger interessant ist, welche Risiken bestehen und worin die Unterschiede zum Crowdinvesting und zum Crowdfunding bestehen.

Worum handelt es sich beim Crowdlending?

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) definiert das Crowdlending so, dass sich es dabei um die Vergabe eines Kredites seitens eines Darlehensnehmers an den Darlehnsgeber handelt. Da diese Definition allerdings auch auf gewöhnliche Bankkredite zutrifft, möchten wir diese noch etwas erweitern. Das besondere Merkmal des Crowdlending ist nämlich, dass es sich bei den entsprechenden Darlehensgebern um Privatpersonen handelt. Genau wie beim Bankkredit, so wird das entsprechende Geld auch beim Crowdlending seitens des Kreditgebers für einen bestimmten Zeitraum zur Verfügung gestellt.

Eine relativ bekannte und alternative Bezeichnung für das Crowdlending sind sogenannte Peer-to-peer bzw. P2P-Kredite. Damit sind Darlehen gemeint, die von Privatpersonen an Privatpersonen vergeben werden. Beim Crowdlending treten allerdings zusätzlich auch Unternehmen als Kreditsuchende auf, sodass es sich dann um sogenannte Peer-to-Business (P2B) Kredite handelt.

Zu den weiteren Eigenschaften zählt beim Crowdlending, dass – zum Beispiel im Gegensatz zum Crowdinvesting – der Kreditgeber in aller Regel einen festen Zins seitens des Kreditnehmers erhält. Aufgrund dieser Tatsache gilt das Crowdlending Kapitalgeber im Hinblick auf den Ertrag als sehr gut kalkulierbar. Das bedeutet allerdings nicht, dass das Investitionsrisiko grundsätzlich geringer als beim Crowdinvesting wäre.

Wie gestaltet sich der Ablauf beim Crowdlending?

Der Ablauf beim Crowdlending beginnt damit, dass sich Kapitalsuchende und Kapitalgeber auf einer entsprechenden Plattform treffen. Dort können zum Beispiel Unternehmen ihre Projekte veröffentlichen, sodass Investoren die Möglichkeit haben, das für Sie passende Crowdlending Investment zu finden. Meistens werden die Kapitalsuchenden seitens der Plattform auf Basis Ihrer Bonität in unterschiedlichen Risikoklassen eingeteilt. Auf diese Weise weiß der Kreditgeber sofort, wie sich die Kreditwürdigkeit des Kreditnehmers gestaltet und dementsprechend sein Risiko ausfällt.

Meistens ist automatisch mit der Bonität eine entsprechende Zinsspanne verbunden, die der Kreditgeber erwarten kann. Auf Anlegerseite kann das Crowdlending meistens schon ab 50 oder 100 Euro in Anspruch genommen werden. Bei den Kreditnehmern sehen die Mindestbeträge etwas anders aus. Auf den meisten Crowdlending Plattformen muss der einzusammeln Kapitalbetrag mindestens im Bereich von 50.000 und 100.000 Euro angesiedelt sein. Auf dieser Grundlage sieht der Ablauf beim Crowdlending in der Praxis wie folgt aus:

  1. Kapitalsuchenden und Kapitalgeber melden sich auf der Crowdlending Plattform an
  2. Kreditsuchender veröffentlicht sein Projekt
  3. Kreditgeber entscheidet sich für ein Projekt und transferiert gewünschten Investitionsbetrag
  4. Kreditnehmer zahlt monatliche Raten inklusive Zinsen
  5. Vollständige Rückzahlung des Darlehensbetrages

Das Crowdlending Projekt kommt übrigens nur dann zustande, wenn auch die volle Kapitalsumme eingesammelt werden konnte, die der Kreditnehmer gerne haben möchte. Ist das nicht der Fall, scheitert das Projekt und es kommt dementsprechend auch kein Darlehen zustande.

Warum ist Crowdlending für kreditsuchende Personen und Unternehmen interessant?

Es gibt einige Vorteile, durch die sich das Crowdlending für Kreditsuchende auszeichnet und diese Form der Finanzierung deshalb durchaus interessant ist. So nennen zahlreiche Kreditsuchende unter anderem die schnelle und unkomplizierte Kreditvergabe als einen Hauptgrund. Tatsächlich kann die Finanzierung beim Crowdlending schnell zustande kommen, wenn das entsprechende Projekt auf großes Interesse stößt. Grund dafür können zum Beispiel ein sehr attraktiver Zinsen sein oder es handelt sich einfach um ein äußerst interessantes Projekt, in welches Kapitalgeber gerne investieren möchten.

Ein zweiter Hauptgrund dafür, dass Crowdlending bei kreditsuchenden Personen und Unternehmen immer beliebter wird, ist die von Banken unabhängige Finanzierung. So findet zum Beispiel keine intensive Kreditprüfung statt, auch wenn die entsprechenden Kapitalsuchenden meistens auf ihre Bonität hin überprüft werden. Besonders bei relativ geringen Darlehenssummen findet diese Prüfung allerdings meistens tatsächlich sehr schnell und unkompliziert statt. Insbesondere bei sehr guter Bonität ist das Crowdlending für Kreditsuchende auch deshalb interessant, weil der zu zahlende Zins häufiger geringer als bei einem Bankkredit sein kann. Trotzdem kann das entsprechende Projekt dennoch ebenfalls für Kapitalgeber von Interesse sein, weil die Zinsen für klassische Geldanlagen nach wie vor im Keller sind.

Woran sollten kreditsuchende Unternehmen beim Crowdlending denken?

Das Crowdlending wird immer öfter für Unternehmen mit Finanzierungsbedarf interessant und wird seitens der Kreditsuchenden auch genutzt. Im Allgemeinen gilt das Crowdlending als die sicherste Variante des Crowdfunding, was allerdings in der Form nicht ganz korrekt ist. Dabei handelt es sich allerdings um einen Aspekt, der ausschließlich für die Kapitalgeber wichtig zu wissen ist. Kreditsuchende Unternehmen sollten vor allem daran denken, dass die entsprechende Finanzierung keineswegs von vornherein garantiert ist. Finden sich nämlich nicht genügen Kapitalgeber, dann scheitert das Crowdlending Projekt und kommt dementsprechend nicht zustande.

Positiv für Kreditnehmer ist, dass in aller Regel keine Sicherheiten gestellt werden müssen. Auf der anderen Seite erwarten Kreditgeber allerdings eine bestimmte Rendite, die auf jeden Fall oberhalb der verzinslicher Geldanlagen klassischer Form liegen sollte. Die kreditsuchenden Unternehmen sollten ihr Projekt möglichst ausführlich beschreiben und viele Details nennen, damit eventuelle Kapitalgeber über genügend Informationen verfügen.

Zusammengefasst sollten Kreditnehmer beim Crowdlending daher auf die folgenden Punkte achten:

  • Meistens keine Sicherheiten notwendig
  • Kreditnehmer erwarten attraktive Zinsen
  • Projekt sollte zahlreiche Informationen enthalten

Warum interessieren sich Anleger für das Crowdlending?

Das Crowdlending ist nicht nur für Kreditsuchende interessant, sondern ebenfalls für die Kapitalgeber, also für Anleger. Im Wesentlichen sind es die folgenden Vorteile, die meistens genannt werden, wenn Investoren dazu befragt werden, warum sie sich für das Crowdlending entschieden haben:

  • Geringe Mindestanlagesumme
  • Chance auf sehr gute Renditen
  • Einfache und leicht verständliche Anlageform
  • Eigenverantwortliches Investieren

Im Grunde erklären sich die genannten Vorteile von selbst. Positiv sind vor allem die geringen Mindestanlagesumme, die oft schon bei 100 Euro beginnt. Bei den Renditen können Kapitalgeber davon ausgehen, dass diese zum Teil deutlich oberhalb der Zinsen liegen, die Sie momentan zum Beispiel für eine Anlage auf einem Tages- oder Festgeldkonto erhalten. Das Crowdlending ist eine leicht verständliche Geldanlage, die nach klaren Regeln funktioniert. Zudem schätzen Anleger oft das eigenverantwortliche Handeln, denn sie wählen selbst die entsprechenden Projekte aus, in die Sie Geld investieren möchten.

Welches Risiko beinhaltet Crowdlending für Anleger?

Kommen wir noch einmal dazu, dass das Crowdlending häufig als die sicherste Variante des Crowdfunding bezeichnet wird. Der Grund besteht darin, dass Anleger – im Gegensatz zum Crowdinvesting – einen festen Ertrag in Form der Zinsen erhalten. Dennoch ist die Sicherheit grundsätzlich beim Crowdlending nicht höher als beim Crowdfunding oder Crowdinvesting. Letztendlich handelt es sich beim investierten Betrag für Anleger auch beim Crowdlending selbstverständlich um sogenanntes Wagniskapital. Immerhin wird einem Unternehmen Geld zur Verfügung gestellt, über das der Investor keine allzu umfangreichen Informationen besitzt. Sollte der Kreditnehmer zahlungsunfähig bzw. insolvent werden, würde das für den Anleger in der Regel den Totalverlust seines Kapitals bedeuten.

Ein weiteres Risiko besteht darin, dass beim Crowdlending Sicherheiten seitens des Kreditnehmers untypisch sind. Dadurch besteht für Kapitalgeber eine erhöhte Gefahr, dass bei Zahlungsunfähigkeit tatsächlich ein Totalausfall des investierten Kapitals droht. Gleiches gilt übrigens auch bei Privatpersonen, die als Kreditnehmer über die Crowdlending Plattform auftreten. Die gute Nachricht ist, dass Kapitalgeber und somit Anleger das Ausfallrisiko zumindest reduzieren können. Das kann dadurch passieren, dass der Anlagebetrag nicht nur in ein Crowdlending Projekt fließt, sondern Sie Ihr Geld auf mehrere Kreditprojekte verteilen. Durch diese Diversifikation des Kapitals senken Sie statistisch Ihr Gesamtrisiko, was definitiv eine empfehlenswerte Maßnahme darstellt.

Crowdfunding vs. Crowdinvesting vs. Crowdlending

Immer wieder werden in der Praxis die Begriffe Crowdfunding, Crowdinvesting und Crowdlending verwechselt oder synonym verwendet. Zwar handelt es sich in allen drei Fällen um sehr ähnliche Finanzierungsformen, die oftmals als Schwarmfinanzierungen bezeichnet werden. Dennoch gibt es insbesondere im Hinblick auf die Art des Investments und des Ertrages einen Unterschied zwischen den drei Varianten.

Beim Crowdfunding ist es typisch, dass der Kapitalgeber entweder gar keine Gegenleistung erhält (Spenden Crowdlending) oder es sich um eine nicht monetäre Leistung handelt, wie zum Beispiel ein Geschenk. Diese Variante ist das klassische Crowdfunding. Im Unterschied dazu handelt es sich beim Crowdinvesting um eine Unternehmensbeteiligung, bei der Investoren meistens eine Mischung zwischen Eigen- und Fremdkapital zur Verfügung stellen. Die Rendite besteht in der Regel nicht aus einem festen Zins, sondern aus einer Umsatz- oder Gewinnbeteiligung. Exakt das ist auch der Unterschied zum Crowdlending, bei dem der Ertrag für den Kreditgeber aus einem festen Zinssatz besteht, wie es auch bei Bankkrediten üblich ist.

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Oliver Schoch

Nach Abschluss der Ausbildung zum Bankkaufmann habe ich 13 Jahren in verschiedenen Banken gearbeitet. Seit 2008 bin ich als freiberuflicher Finanz-Journalist tätig. In der Funktion verfasse ich News, Fachbeiträge, Ratgeber und andere Beitragsarten zu verschiedenen Finanzthemen, wie zum Beispiel Börse, Immobilien, Crowdinvesting, Versicherungen und Finanzierungen.